Wie sehen Sie die Rolle der Landschaftsplanung in der Gestaltung klimafitter Siedlungen und Quartiere? Was ist deren wichtigste Aufgabe?
Sabine Dessovic: Die Profession der Landschaftsarchitektur kann sehr viel zum Thema klimaangepasste Siedlungen und Quartiere beisteuern. Viele Maßnahmen liefen bis jetzt im Hintergrund und unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung ab. Landschaftsarchitektur verbinden alle mit Gartengestaltung und Pflanzen – mit schönen Bildern. Das Betätigungsfeld ist aber, so wie die Ausbildung, sehr breit und reicht von Aufgabenstellungen in der raumplanerischen Ebene bis hin zur Entwicklung von Substraten. So haben sich in den letzten Jahren Gemeinden und Städte von LandschaftsplanerInnen beraten lassen wie die Grünflächenversorgung und Naherholungsflächen verbessert und ausgebaut werden können. Themen wie die Verzahnungen mit den umgebenden Gemeinden, optimale Standorte für die Siedlung, ausgewogenes Verhältnis von bebauter Fläche zu Grünflächen zu städtischen Freiräumen und zu sozialer Infrastruktur sind klimarelevant und werden von LandschaftsarchitektInnen inhaltlich bearbeitet. In Kooperation mit anderen PlanerInnen wie RaumplanerInnen, ArchitektInnen und VerkehrsplanerInnen entstehen so zukunftsorientierte Projekte.
Zu welchem Zeitpunkt sollte der/die LandschaftsplanerIn in einem Projektablauf eingebunden werden?
SD: Ein/e LandschaftsplanerIn sollte schon vor der Widmung bei der Projektentwicklung dabei sein. Viele wichtige Weichen werden nämlich vor eben dieser gestellt. Ein reines Einbeziehen für die oberflächliche Gestaltung von übrigbleibenden Restflächen ist natürlich vollkommen sinnlos.
Überhitzungsprobleme und tropische Nächte sind Schlagworte, die man primär mit Städten in Verbindung bringt. In Tirol ist dies außerhalb von Innsbruck weniger der Fall. Inwieweit spielt die Thematik aber auch im ländlichen Raum, beispielsweise bezogen auf die Dorfplatzversiegelung und Aufenthaltsqualität eine Rolle?
SD: Die Sicht auf einen Platz, und das kann natürlich auch ein Dorfplatz sein, hat sich im letzten Jahrzehnt sehr stark geändert. War es früher mit einer befestigten Fläche, mit attraktiver Oberfläche und ein paar Sitzmöglichkeiten und einem Solitärbaum getan, haben sich die Planungsvorgaben stark geändert. In den Sommermonaten kann man auch im Dorf den Platz nicht mehr nutzen, es braucht ausreichend Bäume die optimal wachsen (Stichwort: Schwammstadt)*, helle Oberflächen und genügend Sitzplätze im Schatten. Sprühende Wasserelemente für die besonders heißen Tage runden das hochsommerliche Angebot ab. Die zum Platz führenden Hauptstraßen, die oft Gebäude mit einem öffentlichen Interesse verbinden, sollten auch begehbar sein und brauchen Baumalleen. Wir wollen uns doch endlich zu einem zukunftsorientierten Handeln hin bewegen und im Nahbereich das Auto gegen Rad und zu Fuß gehen eintauschen. Ein hoher Fugenanteil in den Oberflächen dient der zusätzlichen Versickerung und wirkt sich positiv auf die kleinklimatischen Verhältnisse aus.
Grün ist aber nicht gleich grün und ein Baum allein ist noch keine grüne Infrastruktur. Gibt es ein paar Grundregeln, auf die geachtet werden sollte?
SD: Standortgerechte Baumpflanzungen sollten selbstverständlich sein. Nicht jeder Baum ist für eine Pflanzung auf einem Platz geeignet. Die Klimaveränderung verdrängt bis jetzt gängige Arten die den Hitzestress und viel weniger Regentage nicht mehr schaffen. Ausreichend tiefe Baumgruben (170 statt früher 90 cm) mit Speicherfunktion, spezielles Baumsubstrat und eine zusätzliche Wasserzufuhr durch ein duales Entwässerungssystem oder eine Ringbewässerung sind mittlerweile ein Muss.