In Ihrem Gebäudebestand befinden sich überwiegend Wohngebäude, häufig aus der Gründerzeit. Welche Herausforderungen sehen Sie hier, die Objekte klimaaktiv fit zu sanieren?
Georg Gridling: Grundsätzlich hemmt uns das Mietrecht sehr. Zu Wohnungen mit einem aufrechten Mietverhältnis haben wir ohne Zustimmung der Mieterinnen oder Mieter keinen Zutritt und können sie damit nicht sanieren. Da Mietverträge auch vererbt werden und damit über Jahrzehnte gehen, ist eine Sanierung bei Mieterwechsel häufig keine Option. Dazu kommen bauliche Einschränkungen: Der Austausch von Einzelheizungen auf erneuerbare Energieträger scheitert am Platz, weil in Altbauten Heizräume fehlen. Dezentrale Wärmepumpen sind wegen der Lärm- und Hitzeentwicklung meist nicht umsetzbar. Derzeit haben wir noch keine Alternative zur Gasetagentherme. Nicht zu unterschätzen sind rechtliche Hürden: Schutzwürdige Fassaden können nicht gedämmt werden – Innendämmung ist – wie schon erwähnt - aufgrund aufrechter Mietverhältnisse häufig nicht möglich.
Schlussendlich geht es auch um die Kosten: Einerseits können Mieten bei aufrechten Mietverhältnissen nicht angepasst werden, andererseits können wir Mieten, die dem Richtwert unterliegen, nicht erhöhen – obwohl wir hohe Sanierungskosten tragen.
Gestaltet sich so eine Sanierung bei Bauten nach 1953 einfacher?
Georg Gridling: Ja, wesentlich! Neuere Gebäude haben meist keine erhaltenswerten Fassaden und Stiegenhäuser und können einfacher saniert werden. Außerdem sind die Gebäude einfacher zu adaptieren, sind meist mit Zentralheizung ausgestattet und können leichter auf alternative Systeme umgestellt werden – denn Heizräume, Steigleitungen und Wohnungsverrohrungen sind bereits vorhanden.
Eine größere Renovierung des kompletten Gebäudes erfolgt oft im bewohnten Zustand – wie sind hier Ihre Erfahrungen mit den BewohnerInnen?
Georg Gridling: Grundsätzlich hatte ich noch nie Probleme mit BewohnerInnen. Einerseits möchte jeder sein Haus in einen ordentlichen Zustand wissen und andererseits wirken sich umfassende Sanierungen auch auf die Betriebskosten aus (z. B. Heizkostenersparnis). Wesentlich ist die Kommunikation mit den MieterInnen und ihre Mitsprachemöglichkeit. Abgelehnt wird häufig eine Lüftung – dann wird es schwierig: Durch die Dämmung sind die Gebäude dichter, doch ohne Lüftung findet kein Luftaustausch mehr statt, was zu Schimmelbildung und damit einer Verschlechterung der Wohnsituation führt. Oft wäre es besser, nur teilweise zu sanieren. Damit erfüllen wir aber die Bauvorschriften nicht und sind auch nicht klimaaktiv.
Hätten Sie sich weitere Unterstützung gewünscht, und wenn ja – welche?
Georg Gridling: Eine Erleichterung bei der Durchsetzung von Sanierungsmaßnahmen bei AltmieterInnen. Eine Novellierung des Mietrechts wäre uns eine große Hilfe. Wir wünschen uns auch umsetzbare Konzepte, um Gasetagenheizungen auszutauschen. Die bestehenden Konzepte können in Wien gut umgesetzt werden, weil dort auf Fernwärme gesetzt wird. In Tirol ist das nicht möglich. Es gibt weder Alternativen noch Ausnahmen in der Zertifizierung.
Die Kriterien sind generell im ländlichen Bereich kaum zu erfüllen – hier müsste zwischen urbanem und ländlichem Raum unterschieden werden.