Während viele junge Familien vom Eigenheim mit Garten träumen, kann dieses im Alter schnell zur Last werden. Muss das zwangsläufig so sein? Oder kann das Einfamilienhaus in Kombination mit neuen Wohnformen und raumordnungspolitischen Rahmenbedingungen sogar zu leistbarem und (energie)effizientem Wohnen beitragen?
Ein Blick in Tirols Dorflandschaft zeigt klar: Zahlreiche Einfamilienhäuser aus den 1960er Jahren stehen leer. Dafür gibt es mehrere Gründe: Vielfach fühlen sich die BewohnerInnen aufgrund ihres Alters nicht mehr im Stande ein großes Gebäude mit viel Fläche rundherum in Betrieb zu halten. Oft wird das Gebäude den BewohnerInnen zu groß. Der Auszug der Kinder kann zum Beispiel einen Leerstand des oberen Geschoßes zur Folge haben. Die Situation dieser nur zum Teil ausgelasteten Wohnhäuser drängt die Frage auf: Ist der eigentliche Wohnbedarf gemessen an der vorhandenen Wohnfläche in den meisten Tiroler Dörfern schon gebaut?
Fest steht, in den letzten 40 Jahren hat sich der Wohnflächenbedarf pro Kopf auf 44 m² verdoppelt und bis heute fällt ein großer Teil der neu bewilligten Gebäude in Tirol in die Kategorie der Einfamilienhäuser. Dass sich dadurch ein Flächenstress entwickelt, versteht sich von selbst. Eine große Zunahme an Wohnnutzflächen stellen zudem einen erheblichen Mehrverbrauch an Energie und Ressourcen dar.
Im Alter flexibel?
Im Januar 2019 bat Energie Tirol Stakeholder aus den Bereichen Gemeinde, Architektur und Raumplanung im Rahmen eines Energiedialogs zum Gespräch. Alle Beteiligten waren sich einig: Eine Vielzahl der Einfamilienhäuser in kleinen Gemeinden und Dörfern wurde von der sogenannten „Boomergeneration“, also der Nachkriegsgeneration errichtet. Und die BesitzerInnen haben meist eine emotional starke Bindung zu ihrem Eigenheim mit Garten. Der Umzug in eine altersgerechte Wohnung wird oft prinzipiell ausgeschlossen, ebenso wie der Gedanke an eine Wohngemeinschaft mit jüngeren UntermieterInnen. Die Ängste vor dem „Wohnraum-Sharing“ überwiegen oftmals gegenüber den daraus möglicherweise resultierenden Vorteilen.
Die jüngere Generation allerdings wäre „wohnflexibel“ und bereit den Sharing-Gedanken auch ins Feld des Wohnens zu übertragen. Doch wie kann es gelingen diese beiden Mentalitäten zusammenzuführen? Eine Möglichkeit wäre laut Raumplaner Andreas Lotz die Installation von „RaumkümmererInnen“, die die Nachkriegsgeneration bedarfsgerecht beraten und Möglichkeiten aufzeigen. Insbesondere der ländliche Raum braucht attraktive Konzepte und Anreize für das Wohnen im Alter. Dann steht auch den Jüngeren wieder mehr leistbarer Wohnraum zur Verfügung.