21.06.2023
Übers Erhalten und Erneuern
Sanieren heißt nicht nur erneuern, sondern auch bewahren und die vorhandene Basis nutzen. So war es auch für Thomas Schrott, der sich seine Gedanken gemacht hat. Gedanken darüber, was sein Haus wirklich braucht, damit es für die Zukunft gerüstet ist.
„Alles im Haus hat seinen Wert. Und davon wollte ich so viel wie möglich erhalten.“, erklärt Thomas Schrott aus Arzl im Pitztal fast schon entschuldigend. Oft steht die komplette Umstrukturierung und Neuausrichtung des Gebäudes im Mittelpunkt. Beides legitim. Es schadet jedoch auch nicht, wie Thomas Schrott zu denken, denn Sanieren ist grundsätzlich ein Wechselspiel aus Erhalten und Erneuern. Zeitenweise hat er nämlich den Bauhandschuh mit dem Samthandschuh getauscht. Und das ist nicht nur nachhaltig, es verleiht dem Haus auch etwas Besonderes, ohne groß aufzufallen.
Zurück zum Anfang. Thomas‘ Vater hat das Haus Anfang der 70er-Jahre gebaut. Damals war geplant, dort einzuziehen, doch hat er in dieser Zeit Thomas‘ Mutter kennengelernt, die eben auch gerade Haus gebaut hat. Da das Haus der Mutter zuerst fertig war und generell auch wenig Geld vorhanden war, stand das Haus, um das es nun geht, lange als Rohbau herum. Über Jahre hat es der Vater dann aber in viel Eigenarbeit, meist am Wochenende, fertiggestellt. Auch damals hat er sich schon, mit den Mitteln der damaligen Zeit, viele Gedanken zum Thema Energieeffizienz gemacht und viel recherchiert. Es sollten gebrannte Ziegel verwendet werden, ein Nachtspeicherofen verbaut werden und so weiter. Auch wenn sich technisch einiges getan hat – es entstand eine solide Basis, auf der Thomas wortwörtlich aufbauen konnte.
Gesagt, getan. Nachdem er mit seiner Schwester schon ein paar Jahre im ursprünglichen Gebäude gewohnt hatte, war es Zeit für eine Veränderung. „Natürlich macht man sich auch Gedanken über einen Neubau. Das Gebäude war für mich aber zu gut, als dass ich es hätte abreißen können.“, erzählt Thomas. Und so startete 2016 die Sanierung des Gebäudes.
In der Planung stand nicht das Optische im Vordergrund. Thomas wollte in erster Linie ein langfristiges Energiekonzept für das Gebäude und hierfür musste thermisch einiges passieren. So waren einige Punkte schnell klar: Neue Fenster, Dämmung der Fassade und der Dachgeschossdecke, neues Heizsystem auf Basis einer Luftwärmepumpe mit Fußbodenheizung, eine aktive Wohnraumbelüftung und die Installation einer Photovoltaik-Anlage zur Energiegewinnung.
Erst dann kam für ihn die Wohnraum-Aufteilung im Sinne einer Anpassung an die aktuelle und zukünftige Lebenssituation.
Die Motivation liegt in der Familie
Woher kam diese Motivation erst mal die energietechnischen Hausaufgaben zu machen, bevor es an das vermeintlich „Schöne“ geht? „Das kommt zum Teil sicher auch durch meinen Papa, der damals eben schon recht behutsam damit umgegangen ist und sich bei vielen Dingen im Haus auch Gedanken dazu gemacht hat. Und mir war einfach bewusst, dass diese Sanierung langfristig Sinn machen soll. So ein Haus steht ja ein paar Jahre.“, erklärt Thomas.
Da war er dann teilweise so konsequent, dass es im ersten Blick auch in der Familie für Verwunderung sorgte. „Ich habe zum Beispiel die betonierten Balkone abgeschnitten, um diese Wärmebrücken zu eliminieren. Da hat der Papa dann schon gemeint, was ich jetzt eigentlich vorhabe.“, erinnert er sich. Die Verwunderung weilte nur kurz – die Balkone kamen wieder retour, diesmal aber in Stahl-Holz-Konstruktion und sogar noch größer als zuvor. Und vor allem thermisch um vieles besser.
Aller Anfang wohnt Recherche inne
Während des Gespräches haben wir uns dann schon auch gefragt, woher Thomas denn dieses versierte Wissen zum Thema Energie hat. „Angefangen hat das bei mir eigentlich mit einer Broschüre zum Thema Dachgeschossdämmung von Energie Tirol (jetzt Energieagentur Tirol). Die hat mich auf die Fährte gebracht und schließlich bin ich, auch durch meine Energieberatung durch Energie Tirol, immer tiefer in das Thema eingetaucht. Auch das Thema Energieausweis und diverse Online-Tools zur Berechnung haben mich dann nicht mehr losgelassen.“, weiß Thomas. „Zudem wollte ich natürlich von einigen öffentlichen Förderungen profitieren, daher hatte ich hier sowieso schon ein paar Vorgaben, die ich erreichen musste.“, ergänzt er.
Wohngefühl sekundär? Fehlanzeige
Wenn man nun meint, Thomas hätte sich auf das Energiekonzept beschränkt, täuscht man sich schnell. Vor allem bei optischen Veränderungen, wie zum Beispiel Teile der Fassade achtete er auf hohe ökologische Standards. „Das Holz auf der Fassade ist unbehandelt und somit auch frei von Lacken oder Giftstoffen.“, erklärt er.
Dass das Holz mit der Zeit grau werde, störe ihn keineswegs: „Der Dachüberstand (übrigens noch das Originaldach aus den 70ern) ist recht groß, daher schaut das Holz auch nach fünf Jahren noch aus wie neu. Ansonsten ist das Grauwerden einfach ein natürlicher Prozess des Holzes und passiert ja nicht von heut‘ auf morgen.“, zeigt sich Thomas zufrieden mit seiner Entscheidung. Auch im Innenraum schuf er eine spannende Mischung aus alt und neu.
Alles, was seiner Ansicht nach qualitativ hochwertig war, erhielt er. So sind die Treppen zum Beispiel aus Marmor: „Das könnte ich mir heutzutage gar nicht mehr leisten.“, ist er sich sicher. „Die Fliesen im Heizraum sind auch noch von damals. Da sah ich keinen Grund, die auszutauschen.“, ergänzt er.