06.02.2020
Nachgefragt – 20 Jahre e5
Energielandesrat LHStv Josef Geisler, Klimaschutzlandesrätin LHStvin Ingrid Felipe und Gemeindelandesrat Johannes Tratter wünschen dem e5-Programm alles Gute zum Geburtstag. In einem Interview standen uns die Drei Rede und Antwort.
Die e5-Gemeinden haben sich öffentlich als Unterstützer und Partner von TIROL 2050 energieautonom positioniert. Welche Bedeutung hat das für Sie als zuständigen Landesrat?
Geisler: Mit Tirol 2050 energieautonom haben wir uns ein großes Ziel gesetzt. Die Gemeinden sind nahe an den Bürgerinnen und Bürgern und haben im eigenen Wirkungsbereich viele Möglichkeiten, die Energieeffizienz zu erhöhen und erneuerbare Energie zu forcieren. Die Gemeinden sind somit gleichzeitig Grund- und Meilenstein für die Erreichung der Energieautonomie.
Worin sehen Sie den Erfolg des e5-Programms? Warum ist die Gemeindeebene eine so wichtige?
Tratter: Viele Gemeinden sind im eigenen Wirkungsbereich innovativ unterwegs und setzen auf Nachhaltigkeit, wenn es um die Planung und Realisierung konkreter Projekte geht. Es gibt heute bereits zahlreiche kommunale Einrichtungen, die höchsten Standards entsprechen. Das Land Tirol unterstützt diesen Weg mit konkreten Förderungen. Auch im Rahmen von LA 21 Prozessen, in deren Verlauf Zukunftsthemen auf breiter Basis und gemeinsam mit den in der Gemeinde lebenden Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden, geht vieles in diese Richtung. Zusammenfassend kann ich feststellen, dass Klima- und Umweltschutz sowie Energieeffizienz bei kommunalen Entscheidungsprozessen immer stärker in den Fokus rücken.
e5 ist das Rundum-Energie-Paket für Gemeinden und damit auch ein starkes Programm für den Klimaschutz. Wo sehen Sie hier den Beitrag dieser engagierten Gemeinden?
Felipe: Die e5-Gemeinden leisten über die Forcierung erneuerbarer Energien einen ganz wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Unsere Tirol 2050-Formel besagt aber auch, dass wir bis zum Jahr 2050 50 % weniger Energie verbrauchen sollten! Hierzu gibt es in den e5-Gemeinden ebenfalls starke Initiativen von der Umstellung der Straßenbeleuchtung, über Zeitschaltuhren für die Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden und selbstverständlich die allgemeine Bewusstseinsbildung. Das betrifft alle, denn Energie sparen kann jede und jeder: Unnötige Beleuchtung ausschalten, ebenso Computer oder andere Haushaltsgeräte, denn wir wissen ja, dass der Stand-By Betrieb ca. 20 % der Gesamtstromkosten im Jahr verursacht.
Ich kann feststellen, dass Klima- und Umweltschutz sowie Energie-effizienz bei kommunalen Entscheidungsprozessen immer stärker in den Fokus rücken.
Johannes Tratter, Gemeindelandesrat
Ein weiteres Beispiel sind hier E-Autos zum Teilen. 15 von insgesamt 22 E-Carsharing-Angeboten in Tirol sind in e5-Gemeinden entstanden. Wie erklären Sie sich das?
Felipe: Das e5-Programm löst einen Entwicklungsprozess bei den Gemeinden aus und liefert zahlreiche Denkanstöße unter anderen auch zum Thema Mobilität. Dabei geht es nicht nur um die Umstellung auf erneuerbare Energieträger, sondern eben auch ganz stark um die Vermeidung von Verkehr. Das E-Carsharing in den Gemeinden – oft auch zur Überbrückung der „last mile“ vom letzten zugänglichen öffentlichen Verkehrsmittel bis nach Hause - ist die logische Konsequenz daraus. Es ist schön, dass diesen Schritt immer mehr Gemeinden gehen. Unsere e5 Gemeinden sind hier VorreiterInnen und motivieren über den Erfolg selbstverständlich auch die (noch) nicht e5-Gemeinden.
Gestartet ist die e5-Familie 1998 mit fünf Gemeinden, mittlerweile ist sie auf 50 Gemeinden gewachsen – ist damit genug?
Geisler: Je mehr desto besser. Aber schlussendlich zählt die Qualität, nicht die Quantität. Ein „e“ ist kein Feigenblatt, keine Alibiaktion. Deshalb wollen wir die e5-Gemeinden gut und umfassend betreuen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach zukünftig die größten Herausforderungen für das e5-Programm?
Geisler: Wie gesagt, wir legen viel Wert auf die Betreuung und Begleitung des Programms. Schlussendlich muss die Energiewende sowohl in die Köpfe als auch in die Herzen der Menschen. Klar, wir brauchen technische Lösungen, aber wir müssen auch für die Energieautonomie brennen.
Energie sparen kann jede und jeder: Unnötige Beleuchtung, Computer oder andere Haushaltsgeräte ausschalten, denn der Stand-By Betrieb verursacht ca. 20 % der Gesamtstromkosten im Jahr.
Ingrid Felipe, Klimaschutzlandesrätin
Und welchen Herausforderungen werden sich die e5-Gemeinden stellen müssen?
Tratter: Generell arbeiten viele Tiroler Gemeinden unter finanziell engen Rahmenbedingungen. Auch der budgetäre Spielraum des Landes unterliegt Grenzen und verpflichtet zur sorgsamen Verwendung der vorhandenen Mittel. Ich sehe vor allem im weiteren Ausbau der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit ein hohes Potenzial – ökonomisch und ökologisch betrachtet! Von Gemeinschaftsprojekten, die ressourcenschonend und nachhaltig umgesetzt werden, profitieren letztlich alle. Engagierte und auf energetisch zeitgemäßem Niveau durchgeführte Revitalisierungen von Leerständen in den Dorfzentren heben ebenfalls die Lebensqualität in der Gemeinde. Dieser Ansatz entspricht klar dem Bekenntnis zum nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Grund und Boden.
Abschließend würden wir gerne noch Ihre Geburtstagswünsche für das e5-Programm hören?
Felipe: In erster Linie gratuliere ich Energie Tirol zu den vielen Erfolgen und Leistungen innerhalb des e5-Programms in den letzten 20 Jahren. Sie haben großartige Arbeit geleistet. Auch gratuliere ich den e5-ProgrammkoordinatorInnen, den BeraterInnen vor Ort und den Teammitgliedern in den Gemeinden. Natürlich ist es mir ein großes Anliegen, dass diese Arbeit und die Bemühungen in hohem Maße fortgesetzt, ja forciert werden, damit wir bis 2050 „klimafit“ sind bzw. unseren Beitrag am Energieszenarium unserer gemeinsamen Zukunft leisten können.
Tratter: Ich wünsche dem e5-Programm eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung, damit Klimaschutz, die Nutzung erneuerbarer Energieträger und Ressourcenschonung für immer mehr Menschen in Tirol keine Schlagworte, sondern erlebte Realität im normalen Alltag ihrer Gemeinden sind.
Geisler: Juch-e! Und viel Energie für die nächsten 20 Jahre.
Schlussendlich muss die Energiewende sowohl in die Köpfe als auch in die Herzen der Menschen.
Josef Geisler, Energielandesrat