25.11.2024
Mutige Visionen für eine lebenswerte Zukunft
Der Historiker, Philosoph und Autor zahlreicher Bücher und beschäftigt sich intensiv mit den Herausforderungen des Klimawandels und der notwendigen Transformation unserer Gesellschaften. Er zeichnet mutige Visionen, gibt Denkanstöße für Wege in eine lebenswerte Zukunft und zeigt, dass die einzige Konstante die Veränderung ist.
Philipp
Blom
Philipp Blom ist als
Historiker, Schriftsteller und Journalist tätig. Er befasst sich vor allem mit unterschiedlichen Aspekten menschlicher Mentalität und Umbrüchen auf sozialer und kultureller Ebene
Philipp Blom: Oh, da gibt es viele. Ich bewundere Menschen, die sich engagieren, die einen Schritt weitergehen. Unter den Mitgliedern meiner Zunft bewundere ich unkonventionelle Denker wie Bruno Latour, die mir erlauben, die Dinge neu zu sehen.
Was tragen Sie zum gesellschaftlichen Wandel bei?
Ich gebe Vorträge, schreibe Bücher, mache Radiosendungen, bin Intendant eines Festivals für Toleranz – und ich versuche, jeden Menschen mit Respekt zu behandeln.
Wie können wir Zukunft schaffen?
Ganz einfach. Indem wir sie bauen. Mutig denken, mutig handeln, sich nicht davon zurückhalten lassen, dass andere Menschen meinen, das ist gar nicht möglich.
Wie stellen Sie sich die Zukunft im Jahr 2050 vor?
Ehrlich gesagt, sehr schwer, wenn es nicht gelingt, eine wirklich radikale Transformation zu schaffen.
Gibt es eine Blaupause für positive gesellschaftliche Veränderungsprozesse und wie sieht diese aus?
So etwas kann es nicht geben, weil sich die Technologien heute unglaublich viel schneller entwickeln als zu jeder anderen Zeit. Das stellt uns vor ganz neue Herausforderungen.
„Um langfristig zusammenzuarbeiten, brauchen Menschen die Einsicht, dass keine Handlung und kein Problem jemals lokal ist.“
Philipp Blom
Wie schaffen wir es als Gesellschaft, gemeinsame Ziele in Bezug auf die Energie- und Klimawende zu definieren und auch tatsächlich zu erreichen?
Sie fragen: Wie. Vielleicht sollten wir eher fragen: Ob. Es wird schwer sein, Demokratien zu erhalten, Gemeinsamkeit zu schaffen und Ziele zu formulieren. Paradoxerweise könnte die Klimakrise dabei helfen, indem sie Veränderungsdruck schafft.
Welche Rolle spielen Fehlannahmen und emotionale Wahrnehmungen im gesellschaftlichen Diskurs und wie kann diesen entgegengewirkt werden?
Dieses Spiel hat zwei Seiten: Auf der einen Seite muss faktische Information klar von anderer unterscheidbar angeboten werden, auf der anderen muss auch die Bereitschaft bestehen, die Fakten anzunehmen und nicht als Propaganda einer Verschwörung abzutun.
Warum stehen individuelle Bedürfnisse diesem Ziel oft im Weg und wie können wir die Haltung „not in my backyard“ überwinden?
Weil wir alle träge und faul sind. Das wird sich ändern, wenn die wahrgenommene Dringlichkeit der Klimaanpassung steigt.
Die einzige Konstante ist die Veränderung – was brauchen Gesellschaften und letztendlich die globale Gemeinschaft, um langfristig zusammenzuarbeiten?
Um langfristig zusammenzuarbeiten, würden sie die Einsicht brauchen, dass keine Handlung und kein Problem jemals lokal ist, dass alles globale Auswirkungen hat und dass deswegen Solidarität zwischen Kontinenten und Systemen überlebenswichtig ist.
In seinem Buch „Hoffnung:
Über ein kluges Verhältnis zur Welt“ stellt sich Philipp Blom die Frage, ob es noch einen vernünftigen Grund gibt zu hoffen, und setzt sich mit dem Sinn des Daseins auseinander.
Interview-Tipp: Philipp Blom über den Weg in die Energieautonomie
Im TIROL2050-Interview spricht er über die notwendigen Veränderungen zum Erreichen der Energieautonomie Tirols. Er beleuchtet kritisch den gegenwärtigen Wohlstand und dessen Auswirkungen auf unser Handeln angesichts der Klimakrise.