Von Paris nach Tirol – internationale Klimaziele auf den Boden bringen
Mit TIROL 2050 energieautonom hat sich das Land bereits 2014 das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Die kommenden Generationen sollen in der Lage sein, ihren gesamten Energiebedarf aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen klimaschonend zu decken. Das ist nicht nur umweltpolitisch und volkswirtschaftlich gesehen die richtige Richtung, sondern auch ein wichtiger sicherheits- und friedenspolitischer Schritt.
Jede 300 Meter, die wir nicht mit einem Diesel oder Benzinauto zurücklegen, erhalten langfristig rund 1 kg Gletschereis auf der Erde. (Annahme 200 g CO₂ pro km bzw. 8 l / 100 km)
Mit dem Pariser Klimaabkommen hat sich die internationale Gemeinschaft im Jahr 2015 dazu verpflichtet, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen. Zudem sollen die Anstrengungen intensiviert werden, um einen Temperaturanstieg von 1.5 °C nicht zu überschreiten. Diese Ziele sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern sollen uns vor katastrophalen und irreversiblen Klimawandelfolgen schützen. Wir erreichen diese Ziele jedoch nicht mit ein bisschen Klimaschutz hier und da. Diese Ziele erfordern unsere volle Aufmerksamkeit und ein ambitioniertes Handeln auf allen Ebenen: persönlich wie gesellschaftlich.
Die CO₂-Uhr tickt
Um das 1.5°-Ziel zu erreichen, dürfen global gesehen maximal noch rund 300 Gigatonnen CO₂ emittiert werden. Der jährliche CO₂-Ausstoß beläuft sich derzeit auf rund 42 Gigatonnen CO₂. Das ist so viel, als würde jährlich ein Wald von der Größe Europas verbrannt werden. Bei konstanten Emissionen wäre dieses Budget von jetzt ab gerechnet in weniger als acht Jahren aufgebraucht. Das Budget von 1150 Gigatonnen für das 2°-Ziel wäre in etwa 25 Jahren erschöpft. Daraus folgt: Die kommenden Jahre sind von größter Bedeutung und werden entscheidend sein, ob wir die Klimakrise erfolgreich in den Griff bekommen.
Europa soll zum ersten klimaneutralen Kontinent werden
Das im letzten Jahr in Kraft getretene Europäische Klimaschutzgesetz legt bis 2050 die Klimaneutralität für die gesamte EU bindend fest. Somit sollen im Jahr 2050 so gut wie keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Die verbleibenden Restemissionen müssen dann durch Prozesse ausgeglichen werden, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, insbesondere durch nachhaltig bewirtschaftete Wälder und Böden. In der Europäischen Union benennen die Mitgliedstaaten einen gemeinsamen CO₂-Minderungsbeitrag im Rahmen des Pariser Klimavertrags. Als Zwischenetappe sollen die Emissionen bis 2030 um 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Mit „fit for 55“ hat die EU-Kommission ein Paket von verschärften Klimazielen, marktorientierten Maßnahmen und verschärften ordnungspolitischen Vorschriften vorgeschlagen, wie die Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um 55 % reduziert werden sollen. Das Paket sieht unter anderem auch ein De-facto Verbot für Verbrennungsmotoren ab 2035 vor. Für das Einhalten des 1.5°C-Ziels wären jedoch zumindest 60 % an Reduktion nötig gewesen. Dennoch stößt die EU mit ihren Reduktionszielen in die richtige Richtung. Würden alle Länder den Weg der EU wählen, könnte die globale Erhitzung auf unter 2°C begrenzt werden.
Die Klimaziele erfordern unsere volle Aufmerksamkeit und ein ambitioniertes Handeln auf allen Ebenen: persönlich wie gesellschaftlich.
Klimaneutralität 2040
Österreich möchte bereits 2040 klimaneutral sein. Klimaneutral, das heißt, dass nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden dürfen, als durch natürliche oder künstliche Kohlenstoff-Speicher aufgenommen werden können. Mit dem gerade in Überarbeitung befindlichen Klimaschutzgesetz sollen konkrete Reduktionsziele und Treibhausgasbudgets bis 2030 und die Klimaneutralität bis 2040 rechtlich verankert werden. Nach derzeitigem EU-Vorschlag müsste Österreich im Rahmen des Effort-Sharings seine Emissionen um zumindest 48 % gegenüber 2005 senken. Eine Begutachtung des Gesetztes soll noch dieses Jahr erfolgen.
TIROL 2050 energieautonom
Tirol hat zum Ziel, bis 2050 unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein. Um die Energieautonomie zu erreichen muss der Energiebedarf in Tirol annähernd halbiert und vollständig aus erneuerbaren, heimischen Energieträgern gedeckt werden. Seit dem Beschluss der Tiroler Landesregierung, im Jahr 2014 bis 2050 energieautonom zu werden, hat sich viel verändert. In Übereinstimmung mit den nunmehr feststehenden EU- und Bundeszielen geht Tirol mit klaren Vorgaben und auch Zwischenzielen für das Jahr 2030 den Weg in die Energieautonomie 2050 weiter. Damit will Tirol den Ausstieg aus Öl und Gas schaffen, das Klima schützen und bis zu zwei Milliarden Euro an Wertschöpfung zurück nach Tirol holen.
Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie
Als Kompass für eine zukünftige Landesentwicklung hat die Tiroler Landesregierung im Mai 2021 die Nachhaltigkeits- und Klimastrategie „Leben mit Zukunft“ beschlossen. Mit dieser Strategie wurde die Basis dafür gelegt, die internationalen und nationalen Zielvorgaben zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen auf den Boden zu bringen und konsequent umzusetzen. Darin vorgesehen ist es, alle drei Jahre ein Maßnahmenprogramm vorzulegen, welches genau definiert, mit welchen Umsetzungskonzepten und Maßnahmen der Klimaschutz in Tirol forciert werden soll.
Die verbleibenden Restemissionen müssen durch Prozesse ausgeglichen werden, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, insbesondere durch nachhaltig bewirtschaftete Wälder und Böden.
Die Erarbeitung eines Ausstiegsplans aus fossilen Raumheizungen, die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Photovoltaikanlagen und erneuerbare Energiesysteme, den Infrastrukturausbau für die Güterverlagerung von der Straße auf die Schiene, Regeln für eine konsequente nachhaltige Beschaffung und die Nachrüstung aller Landesgebäude mit Photovoltaikanlagen bis 2030 sind nur einige Beispiele von insgesamt 191 Maßnahmen, die das Land Tirol mit dem Maßnahmenprogramm 2022-2024 zur Umsetzung bringt.