Zehn Jahre nach dem Start von TIROL 2050 energieautonom blicken wir am 25. November 2024 gemeinsam auf das bisher Erreichte, in die nahe Zukunft und skizzieren die Rahmenbedingungen der nächsten Jahre.
Zur Erreichung der Ziele von TIROL 2050 energieautonom spielt der Energieverbrauch im Gebäudesektor eine bedeutende Rolle. Im Moment liegen wir bei einer Sanierungsrate von nur rund einem Prozent und noch allzu oft werden fossile Heizsysteme im Neubau eingesetzt. Wie können wir es schaffen, dass in den nächsten Jahren jedes Gebäude zum Tiroler Haus der Zukunft wird? Gemeinden die mit
einem guten Beispiel vorangehen sind mit Sicherheit ein wichtiger Hebel.
Allgemeine Zielsetzungen zu Energie und Nachhaltigkeit sind schnell definiert: den Energiebedarf gering halten, das Gebäude mit erneuerbarer Energie versorgen, die Umweltauswirkungen auf ein Minimum reduzieren bei gleichzeitig hoher Funktionalität, guter Raumluftqualität und hohem Wohlfühlfaktor in der Nutzung. Jede Gemeinde wird diese Eigenschaften für ihr Bauvorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit außer Diskussion stellen, sie als wichtig erachten und als Ziele definieren.
Was bleibt in der Praxis von schönen Worten übrig?
Allgemeinen Bekenntnisse zur Energieeffizienz sind als Grundsatzposition wichtig, für die konkrete Projektentwicklung und Planung aber zu wenig. Nicht überall wo vorab als Ziel ein Gebäude mit hoher Energieeffizienz gefordert wurde, ist auch ein solches realisiert worden. Vielfach scheitert eine Umsetzung an zu unklar ausformulierten Zielsetzungen oder die Zielsetzungen wurden im weiteren Planungsprozess nicht auf ihre Erreichbarkeit hin überprüft. Häufig auftretende Probleme sind dann:
Gebäude, die geforderte Energieziele nicht oder nur mit erhöhtem Kostenaufwand erreichen,
überhitzte Innenräume,
eine überdimensionierte Anlagentechnik
oder zu hohe Lebenszykluskosten.
Eine erste Schlussfolgerung daraus: Es braucht in der Projektentwicklung möglichst präzise Zielsetzungen, die im weiteren Planungsprozess überprüfbar sind und bewertet werden können.
Der erste Schritt liegt dabei in der Festlegung von Energiekennzahlen z.B. für die wärmetechnische Qualität der Gebäudehülle. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung ist das aber noch zu wenig. Weitere Zielvorgaben sind u.a. für folgende Bereiche notwendig: Energieversorgung für Raumwärme und Warmwasser, aktive Energieerzeugung, Sommertauglichkeit, Lüftungskonzept und Raumluftqualität, ökologischer Fußabdruck des Gebäudes oder Versiegelungsgrad von Flächen.
Bis 2050 soll jedes (öffentliche) Gebäude zum Kraftwerk werden.
Gemeinden, die mit einem guten Beispiel vorangehen sind mit Sicherheit ein wichtiger Hebel, um in den nächsten Jahren jedes Gebäude zum Tiroler Haus der Zukunft zu machen.
Auf zu neuen Planungsprozessen
Die Festlegung von Zielwerten gibt allen Beteiligten zunächst ein klares Bild, welches Gebäude von der Gemeinde gewünscht ist. Die verstärkte Einbeziehung von Aspekten im Bereich von Energie und Nachhaltigkeit, beginnend in einer frühen Projektphase, hilft u.a. mit, angemessene gebäudetechnische Lösungen (keine aufwendigen und überdimensionierten Systeme) zu finden. Zudem können so die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen eines Entwurfs auf den Lebenszyklus rechtzeitig abgebildet werden. Dieser ganzheitliche und interdisziplinäre Planungsansatz bedingt, die einzelnen ExpertInnen aus den Fachgebieten Energie und Nachhaltigkeit (z.B. Technische Gebäudeausrüstung, Ökologie, Mobilität, Freiraumplanung) frühzeitig miteinzubeziehen.