Wo sehen Sie die größten Chancen für Frauen im Clean Energy-Sektor? Wo liegen die Vorteile für die Branche selbst?
Der Clean Energy Sektor hält zahlreiche Chancen sowohl für Männer als auch für Frauen bereit! Die Energiewende mit all ihren Herausforderungen wird besser und schneller gelingen, wenn Frauen und Männer die Entscheidungen treffen.
Welche Hindernisse sorgen dafür, dass der Frauenanteil derzeit noch hinterherhinkt, speziell was die Führungsebene betrifft?
Barrieren, die Frauen davon abhalten, ihre Karriere im Energiesektor zu starten oder voranzutreiben, liegen beispielsweise in kulturellen und sozialen Normen. Oftmals sind Frauen nicht so gut vernetzt wie ihre männlichen Kollegen und beklagen mangelnde Vorbilder. Weiters fehlt es oft an flexiblen Arbeitszeitmodellen, Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Mentoring- und spezifischen Trainingsangeboten.
Dabei gäbe es doch inzwischen genügend Best Practice Beispiele und Modelle, die solchen Barrieren entegenwirken...
Ja, das stimmt. Ansätze für mehr Geschlechterparität bestehen beispielsweise in Quoten in Aufsichtsräten und im Topmanagement, weil die Schaffung eines Gleichgewichts ansonsten zu lange dauern würde. Natürlich sind auch entsprechende Rahmenbedingungen erforderlich, das sieht man am Beispiel der skandinavischen Länder. In Schweden ist es beispielsweise üblich, dass nach 15 Uhr keine Besprechungen mehr angesetzt sind, weil Mütter und Väter ihre Kinder aus der Tagesbetreuung abholen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Topposition nicht mit einer Frau zu besetzen, sondern diese im Team durch Jobsplitting zu meistern. Wenn man mehr Frauen in Führungspositionen haben will, empfiehlt es sich, Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen.
Haben Sie einen Tipp für Frauen, die sich im Bereich der erneuerbaren Energien beruflich verwirklichen möchten?
Als ich nach meinem Studium der Handelswissenschaften 1996 im Bereich der erneuerbaren Energieträger zu arbeiten begonnen habe, hat man mir nahegelegt, mir einen „ordentlichen“ Job zu suchen. Nach über 23 Jahren in der Branche haben sich die Erneuerbaren rasant von einer Nische zu einem florierenden und international gut vernetzten Sektor gewandelt. Ich kann rückblickend betonen, dass meine Entscheidung, in diesem Sektor Fuß zu fassen, genau die Richtige war. Wenn es Frauen in diesen Bereich zieht (auch ohne technisches Studium), nur zu, aber Achtung: so leicht kommt man von dem Sektor nicht mehr los!