Die Marktgemeinde Wattens ist das jüngste Mitglied der e5-Familie und damit eine von 60 Vorbildgemeinden für Energieeffizienz in Tirol. Nach einem gezielten Auswahlverfahren und der offiziellen Aufnahme in das e5-Landesprogramm, besuchte LHStv. Josef Geisler die neue Energiegemeinde am 19. Februar und läutete gemeinsam mit Bürgermeister Lukas Schmied den offiziellen Start ein.
Von den Besten lernen
„Das e5-Programm bietet uns die Möglichkeit, von den Besten zu lernen und uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mit unserem Beitritt bekräftigen wir unser Engagement für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz“, fasst Bürgermeister Lukas Schmied, der zugleich das Wattener e5-Team leitet, zusammen.
An seiner Seite spielt Niklas Sanin als Energiebeauftragter eine entscheidende Rolle im Team. Durch die Teilnahme am e5-Programm erhofft sich die Gemeinde ein wirkungsvolles Instrument, um Energie- und Nachhaltigkeitsthemen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und die Bürger*innen aktiv einzubinden. Ein weiteres Ziel ist es, die Energieströme und Verbräuche in Wattens genau zu analysieren, um darauf aufbauend gezielte, effiziente Maßnahmen umzusetzen.
„Wir möchten die vorhandene Energie in unserer Gemeinde noch effektiver nutzen“, betont Schmied. Besonders freut sich Wattens auf den regelmäßigen Austausch und die Vernetzung mit anderen e5-Gemeinden, die wertvolle Impulse für die eigene Entwicklung liefern.
Auch LHStv. Josef Geisler unterstreicht die Bedeutung des e5-Programms für Tirol:
„Das e5-Landesprogramm stellt neuen Gemeinden einen wertvollen, über Jahrzehnte gewachsenen Erfahrungsschatz zur Verfügung, der sie auf dem Weg zur Energieautonomie unterstützt. Die mittlerweile 60 e5-Gemeinden in Tirol sind echte Vorreiter*innen in Sachen Energieeffizienz und der Nutzung heimischer, erneuerbarer Ressourcen. Sie gehen diesen Weg seit Jahren mit großer Eigeninitiative und Überzeugung. Gleichzeitig bringt jede neue Gemeinde frische Ideen, die das Netzwerk weiter stärken. Wir freuen uns, Wattens als neue e5-Gemeinde willkommen zu heißen, und sind gespannt auf die künftigen Projekte und Fortschritte der Gemeinde auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.“
Wattens mit guter Ausgangsbasis
Energieeffizienz und Klimaschutz haben in Wattens eine lange Tradition. Bereits seit 2007 ist Wattens Klimabündnisgemeinde, 2022 initiierte die Gemeinde den Klimarat Wattens-Volders und setzt jetzt mit dem Beitritt zum e5-Programm ihren konsequenten Weg fort. Die Basis für eine nachhaltige Energiezukunft wurde früh gelegt: So erfolgte der Ausbau des Fernwärmenetzes ebenso wie die Errichtung eines Trinkwasserkraftwerks, das bereits seit vielen Jahren saubere Energie liefert. In den vergangenen zwei Jahren wurde zudem der Ausbau der Photovoltaik gezielt vorangetrieben. Neben einer 40 kWp-Anlage auf dem Haus am Kirchfeld entstanden eine 31 kWp-Anlage auf dem Museum Wattens sowie eine 148 kWp-Anlage auf der Turnhalle Höralt. Damit verfügt die Gemeinde mittlerweile über nahezu 220 kWp installierte PV-Leistung. Gemeinsam mit dem Strom aus dem Trinkwasserkraftwerk sollen diese Kapazitäten künftig über eine neu gegründete Energiegemeinschaft (EEG) genutzt werden, um kommunale Gebäude nachhaltig zu versorgen.
Auch im Mobilitätsbereich setzt Wattens auf zukunftsweisende Lösungen. Mit dem Neubau des Bahnhofs Wattens-Fritzens entsteht eine moderne Mobilitätsdrehscheibe für das gesamte Tiroler Unterland. Ein besonderes Erfolgsprojekt im Bereich nachhaltiger Mobilität ist der RegioFlink. Dieser On-Demand-Dienst wurde 2022 in Kooperation mit dem VVT als Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Verkehrsnetz ins Leben gerufen und erfreut sich großer Beliebtheit – sowohl bei Pendler*innen als auch bei älteren Generationen. Im Jahr 2024 wurden fast 16.000 Fahrgäste befördert – eine beeindruckende Zahl für ein Einzugsgebiet mit nur rund 8.100 Einwohner*innen. Mit einer durchschnittlichen Fahrtstrecke von 1,6 km zeigt sich, dass gerade für kurze Wege flexible, individuelle Lösungen gefragt sind. Der RegioFlink bietet hier eine attraktive Alternative zum Individualverkehr und wird in das Verkehrskonzept des neuen Bahnhofs integriert. Ergänzend dazu stellt Wattens in den Semesterferien einen kostenlosen Skibus zum Glungezer bereit und ermöglicht Bürger*innen durch den Verleih von VVT-Tickets die kostenfreie Nutzung des gesamten öffentlichen Verkehrs in Tirol – ein Angebot, das rege genutzt wird, denn ein bis zwei der drei verfügbaren Tickets sind täglich im Einsatz.
Ein weiteres Leuchtturmprojekt der Gemeinde ist der Neubau der Volksschule am Kirchplatz. Im Herzen von Wattens entsteht eine moderne Schule mit elf Klassenräumen, einer großzügigen Aula und einer Turnhalle. Das Gebäude wird in nachhaltiger Holzbauweise errichtet und mit einer PV-Anlage, einem Fernwärmeanschluss zur Beheizung sowie einem Grundwasserbrunnen zur Kühlung ausgestattet. Besonders bemerkenswert: Auch dieses Bauprojekt wurde durch einen Bürger*innenbeteiligungsprozess begleitet, um die Bevölkerung aktiv in die Gestaltung einzubinden. Für dieses Engagement erhielt Wattens eine nationale Auszeichnung, die die Gemeinde als Vorreiterin in der partizipativen Stadt- und Ortsentwicklung würdigt.
Energieautonom und lebenswert – Wattens 2050
Bürgermeister Lukas Schmied hat eine klare Vision für Wattens im Jahr 2050: Der lokal erzeugte Strom soll nicht nur den kommunalen Bedarf decken, sondern auch der Bevölkerung zugutekommen. Ein weiteres Ziel ist die Errichtung eines zusätzlichen Trinkwasserkraftwerks – entweder durch eine Erweiterung des bestehenden Kraftwerks um eine zweite Stufe oder durch den Bau einer neuen Anlage. Auch das Fernwärmenetz soll bis 2050 vollständig ausgebaut und ausschließlich aus heimischen, erneuerbaren Energieressourcen gespeist werden. Dies gewährleistet einerseits Versorgungssicherheit und stärkt andererseits die energetische Unabhängigkeit der Gemeinde. Gleichzeitig soll die nachhaltige Energieinfrastruktur Wattens als attraktiven Industriestandort positionieren, um weitere Betriebe und zukunftssichere Branchen anzuziehen.
Mit diesen ambitionierten Zielen leistet Wattens einen wesentlichen Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom und geht als Vorbild für andere Gemeinden voran.
„Das e5-Programm spielt eine Schlüsselrolle in der Energiewende. Seit über 25 Jahren zeigen die mittlerweile 60 e5-Gemeinden in Tirol mit ihren Projekten und ihrem Engagement, wie Energieautonomie erfolgreich umgesetzt werden kann. Wir hoffen, dass die e5-Familie weiter wächst und wir in Zukunft noch viele engagierte Gemeinden wie Wattens willkommen heißen dürfen“, betont Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, die Bedeutung des e5-Programms.
e5-Gemeinden aktiv für eine lebenswerte Energiezukunft
Ziel des e5-Aktionsprogramms – Österreichs Bundes- und Landesprogramm für energiebewusste Gemeinden – ist es, Energieprozesse zu modernisieren, Energie effizienter und intelligenter zu nutzen und klimaschonende, erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen. Auch die Bürger*innen der Gemeinden sollen optimal in die Realisierung der jeweiligen Projekte eingebunden werden. e5-Gemeinden ernennen Energiebeauftragte und Teamleiter*innen und arbeiten in e5-Teams an der strategischen Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele der Gemeinde. Bewertet werden die e5-Gemeinden ähnlich dem „Haubenprinzip“ bei Restaurants: Im Rahmen einer umfassenden externen Evaluierung werden die Gemeinden alle vier Jahre je nach Umsetzungsgrad der gesetzten Maßnahmen bewertet und von einer Fachjury unter Leitung der Energieagentur Tirol mit einem bis fünf e‘s ausgezeichnet.