Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Energiegemeinschaften in Tirol im vergangenen Jahr um mehr als das Doppelte gestiegen ist. Während es Anfang 2024 349 Energiegemeinschaften gab, waren es ein Jahr später stolze 888. Positive Nachrichten gibt es auch in Bezug auf die Ausbauziele für Photovoltaik, welche laut des aktuellen Energiemonitorings der Energieagentur Tirol für 2023 erreicht wurden.
„Insgesamt kamen demnach im Jahr 2023 179 MWp Leistung auf den Tiroler Dächern hinzu, was dem Jahresstromverbrauch von circa 45.000 Haushalten entspricht“, freut sich Tirols Energielandesrat LHStv. Josef Geisler.
Sonnenstrom als regionales Produkt
Den Anstieg an Energiegemeinschaften erklärt der PV-Experte Thomas Vogel folgendermaßen: „Energiegemeinschaften bieten die Möglichkeit, aus Strom ein regionales Produkt zu machen, denn Regionalität ist auch beim Thema Energie ein wichtiger Faktor. So wird die Wertschöpfung im Land gehalten und sichergestellt, dass die Tirolerinnen und Tiroler von der PV-Anlage am eigenen Dach profitieren.“
Energiegemeinschaften bieten darüber hinaus einen weiteren Vorteil. Der Strom aus Energiegemeinschaften kann zu höheren Preisen verkauft werden, als wenn er beispielsweise direkt ins Netz eingespeist wird. Der Strompreis wird zwischen den einspeisenden Teilnehmer*innen und den Abnehmer*innen verhandelt. Dadurch liegt er meist unter dem marktüblichen Bezugspreis für die Abnehmer*innen, aber über dem Einspeisetarif für die Produzierenden, sodass für beide Seiten Vorteile entstehen. Zusätzlich haben beide Parteien eine Preis- und Planungssicherheit, da Tarif und Zeitraum individuell vereinbart werden können.
Geeignete Dachflächen nutzen
„Die Nutzung der Sonnenkraft ist unerlässlich, um den Energiebedarf Tirols in der Zukunft aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. 2050 soll deshalb ein Drittel des Strombedarfs von Photovoltaikanlagen erzeugt werden“, rechnet LHStv. Geisler vor.
Das entspricht ungefähr der Energieerzeugung von 27 Millionen Quadratmetern PV-Fläche. Ziel des Landes ist es, im Zeitraum 2022 bis 2027 zusätzliche 5 Millionen Quadratmeter Modulfläche oder umgerechnet die Fläche von ungefähr 700 Fußballfeldern auf den Tiroler Dächern zu installieren.
„Damit wir TIROL 2050 energieautonom erreichen, ist es notwendig, Schritt für Schritt nahezu alle geeigneten Dächer bestmöglich mit PV-Modulen zur Sonnenstromproduktion zu nutzen. Jedes einzelne Modul, das wir heute aufs Dach bringen, bringt uns einen Schritt näher und leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende“, ergänzt Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, und setzt auf weiteren PV-Ausbau in Tirol.
Dabei spielen nicht nur Großanlagen eine Rolle, sondern vor allem Anlagen auf Ein- und Mehrfamilienhäusern sind zentrale Bausteine.
PV-Anlagen weiterhin attraktiv
Auch mit geänderter Förderlandschaft sind Photovoltaik-Anlagen eine lohnende Anschaffung. Wird mehr Strom erzeugt, als verbraucht wird, kann dieser für andere Anwendungen genutzt werden. Der selbstproduzierte Strom kann beispielsweise für den Betrieb einer Wärmepumpe oder das Laden eines E-Autos verwendet werden. Dadurch muss weniger Strom zugekauft werden, was auch für die Zukunft große Vorteile bringt, denn das Thema Unabhängigkeit bei der Stromversorgung wird immer wichtiger. Wird nicht der gesamte Strom sofort für den Eigenverbrauch benötigt, kann dieser mit einem Batteriespeicher auch in der Nacht oder am nächsten Tag genutzt werden. Die eigene PV-Anlage ist weiterhin eine zukunftstaugliche Investition und trägt dazu bei, die persönlichen Kosten zu senken. Darüber hinaus ermöglicht sie kommenden Generationen eine fossilfreie und unabhängige Energiezukunft in einem lebenswerten Tirol.