Reith bei Kitzbühel und Ebbs sind zwei von zehn Gemeinden, die dem e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden 2024 beigetreten sind. Insgesamt gibt es damit 60 e5-Gemeinden in Tirol. Am 4. April besuchte LHStv. Josef Geisler die Energiegemeinden und läutete gemeinsam mit den Bürgermeistern Stefan Jöchl und Josef Ritzer den offiziellen Start des e5-Programms ein. Der Auftakt fand im Feuerwehrhaus Ebbs, einem von vielen Vorzeigeprojekten der beiden neuen e5-Gemeinden, statt.
Konsequenter Weg Richtung Energieautonomie
Klimaschutz und Energieautonomie werden in Reith und Ebbs seit vielen Jahren großgeschrieben. Nach einem gezielten Auswahlverfahren und der offiziellen Aufnahme in das e5-Landesprogramm wird der Istzustand der neuen e5-Gemeinden durch ein Audit unter Leitung der Energieagentur Tirol zukünftig erfasst und die Gemeinden ähnlich dem Haubenprinzip in der Gastronomie mit einem bis fünf e’s zertifiziert. Mit der Ernennung von engagierten Teamleiter*innen und Energiebeauftragten wurde in den neuen Energiegemeinden bereits der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft als e5-Gemeinde gelegt. LHStv. und Energielandesrat Josef Geisler zeigte sich bei seinem Besuch beeindruckt:
„Mit Reith und Ebbs haben wir nicht nur zwei neue Leuchttürme in der e5-Familie, sondern auch Gemeinden, die bereits vorab die nötige Grundstruktur geschaffen und darüber hinaus den Weg Richtung Energieautonomie bereits in der Vergangenheit vorbildlich beschritten haben. Als Teil der e5-Familie leisten sie einen wichtigen Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom und zum Erreichen der Energie- und Klimaziele. Wir freuen uns, Reith und Ebbs als neue Mitglieder in der e5-Familie begrüßen zu dürfen und sind auf die zukünftigen Umsetzungen der neuen Energiegemeinden gespannt.“
Projekte mit Vorzeigecharakter – Reith
Bereits vor über zehn Jahren wurde in Reith der Grundstein für die Nutzung der Sonnenenergie gelegt – seit 2013 produziert die erste PV-Anlage auf einem gemeindeeigenen Gebäude Strom aus Sonnenenergie. Zu finden ist sie auf dem Dach des Reither Kulturhauses. 2019 gesellte sich eine weitere PV-Anlage auf dem Dach des Schulhauses dazu und 2020 wurde im Zuge einer umfassenden thermischen Sanierung auch das alte Feuerwehrgebäude mit einer Luftwärmepumpe ausgestattet, die Installation einer PV-Anlage folgt. Das ehemalige Feuerwehrgebäude wird nicht nur von den ortsansässigen Vereinen genutzt, sondern beheimatet auch den „Reither Dorfladen“ mit regionalen Produkten und einem kleinen Café, welches zum Verweilen einlädt. Das alte Feuerwehrhaus wurde durch die neue Nutzung nicht nur der Allgemeinheit zugänglich gemacht, sondern trägt auch zur Ortskernbelebung bei und ist ein vorbildliches Beispiel für eine gelungene thermische Sanierung und Weiternutzung von Altbestand. Darüber hinaus gibt es in Reith regelmäßige Informationsveranstaltungen rund ums Thema Energiesparen, Mobilitätstage und einen jährlichen Umwelttag, welche dazu beitragen, die Bevölkerung für Energie- und Klimathemen zu sensibilisieren und zusätzlich Bewusstsein für den eigenen Beitrag schaffen. Das Thema Mobilität nimmt in Reith einen zentralen Stellenwert ein und die Gemeinde legt bewusst einen Schwerpunkt auf dieses Zukunftsthema. So stellt die Gemeinde ihren Bürger*innen nicht nur ein Klimaticket, welches kostenlos ausgeliehen werden kann, zur Verfügung, sondern schafft mit der Teilnahme beim Radwettbewerb „Tirol radelt“ und der Anschaffung eines E-Autos für Gemeindebedienstete weiteres Bewusstsein für nachhaltige Mobilitätsangebote und zeigt auf, wie jede*r Einzelne einen Beitrag leisten kann. Zu den Sensibilisierungsmaßnahmen zählt auch die Umsetzung von Gemeindeveranstaltungen als sogenannte Green Events, d. h. nachhaltige Veranstaltungen, die sowohl ökologische, soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte berücksichtigen.
e5-Beitritt logischer Schritt
Mit der Teilnahme am e5-Programm soll nicht nur der CO2-Ausstoß nachhaltig reduziert und dadurch Kosten gespart, sondern vor allem auch die Lebensqualität für die Reither Bürger*innen maßgeblich verbessert werden. In der Energieagentur Tirol sieht die Gemeinde eine weitere wichtige Partnerin auf dem Weg in eine lebenswerte Zukunft.
Die Gemeinde erhofft sich neben Zugang zu Ressourcen, Know-how und finanzieller Unterstützung für Energiespar- und Umweltschutzprojekte vor allem auch konkrete Lösungsansätze der Expertinnen und Experten. Bürgermeister Stefan Jöchl fasst zusammen: „Wir freuen uns auf die Teilnahme an Schulungen und Workshops zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sowie auf die Unterstützung bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Der Austausch mit anderen Gemeinden ist uns wichtig, um deren Ideen und Projekte kennenzulernen und für unsere Gemeinde zu adaptieren und gegebenenfalls umzusetzen. Wenn die Möglichkeit besteht, sich mit weiteren Gemeinden auszutauschen, voneinander lernen zu können und das Rad nicht selbst erfinden zu müssen, sollte diese Chance genützt werden. Werden diese Erkenntnisse dann auch umgesetzt, ist dies ein wertvoller Beitrag für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder.“
Besonderes Potenzial liegt für Reith in der Nutzung der unerschöpflichen Sonnenenergie. Für heuer sind deshalb drei weitere PV-Anlagen geplant, eine davon auf dem Dach des Neubaus des gemeindeeigenen Bauhofs, der im Frühjahr 2024 fertiggestellt wird.
Projekte mit Vorzeigecharakter – Ebbs
In der Gemeinde Ebbs gibt es seit vielen Jahren ein geschärftes Bewusstsein für Energieeffizienz und die angestrebte Energieautonomie. So wurde bereits 2007 ein Biomasse-Fernwärmenetz etabliert, wodurch heute 7 von 13 Gemeindegebäuden mit Fernwärme versorgt werden, darunter alle Großverbraucher wie Schulzentrum und Altersheim. Darüber hinaus spielt auch in Ebbs die Nutzung der Sonnenenergie eine zentrale Rolle. Auf den gemeindeeigenen Gebäuden gibt es eine Vielzahl an PV-Anlagen, unter anderem auf den Dächern des Ebbser Bauhofs mit einer Anlage mit 126 kWp, dem Wertstoffsammelzentrum mit 200 kWp, der Volksschule, Mittelschule, Turnhalle, Klärwerk und des 2019 eröffneten Kindergartens. Um die Energiebilanzen der Gemeindegebäude genauestens im Auge zu haben, wurde eine systematische Erfassung aller Verbräuche und Erträge und damit eine erfolgreiche Energiebuchhaltung als Grundlage geschaffen. Besonders hervorzuheben ist die Errichtung einer sogenannten „sozialen Achse“ in Ebbs, einem autofreien Begegnungsraum im Zentrum der Gemeinde. Diese soll es den Bürger*innen ermöglichen, wichtige Einrichtungen zu Fuß klimaschonend und sicher zu erreichen. Die Entstehung der „sozialen Achse“ wurde im Zuge eines Dorfgestaltungsprozesses, der bereits 2015 angestoßen wurde, gestartet und durch die Aussiedelung des Bauhofes ins Ebbser Gewerbegebiet ermöglicht. So fand unter anderem der Neubau des Kindergartens im Dorfzentrum Platz und ist seither zentraler Bestandteil und fußläufig erreichbar. Die Wärmeversorgung des Kindergartens findet über eine Erdwärmepumpe mit 18 Wärmesonden statt, die mit einer Gesamtbohrtiefe von 2.160 m sowohl für die Beheizung als auch für die Kühlung des gesamten Gebäudes verwendet werden. Darüber hinaus finden auf der neu gewonnenen Fläche auch das neue Feuerwehr- und Gerätehaus, das Gemeindeamt und der Neubau der Landesmusikschule Platz, welche ebenfalls mit einer Erdwärmepumpe versorgt wird. Die Errichtung des autofreien Begegnungsraums ist Teil eines vorbildlichen Mobilitätskonzepts, welches der Gemeinde zusammen mit anderen Aktionen wie der regelmäßigen Teilnahme an der Europäischen Mobilitätswoche sowie einer jährlichen Fahrradbörse 2023 drei Tiroler Mobilitätssterne einbrachte.
e5-Beitritt logischer Schritt
Mit der Teilnahme am e5-Landesprogramm soll eine langfristige, zielgerichtete und durch den e5-Kriterienkatalog und die Beratung durch die Energieagentur Tirol angeleitete Entwicklung vorangetrieben werden. Die Gemeinde erhofft sich darüber hinaus auch eine kritische Betrachtung der energie- und klimarelevanten Entscheidungen und dadurch eine Effizienzsteigerung und langfristig einen verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern. Darüber hinaus möchte Ebbs nachhaltig wirksame Umsetzungen für die Region bewirken und mit dem jetzigen Handeln zukünftige Probleme lösen.
Als Teil der e5-Familie freut sich die neue Energiegemeinde auf einen produktiven Austausch mit den anderen e5-Gemeinden und natürlich auch auf ein „sportliches Messen“ in der Zielerreichung der fünf e’s. Bürgermeister Josef Ritzer fasst zusammen: „Vom e5-Programm erwarten wir uns nicht nur Motivation, sondern auch konkrete Hilfestellung bei der Umsetzung von den zukünftigen Vorhaben. Mit der Biomasse-Fernwärmeanlage, einer Vielzahl an PV-Projekten und umfangreichen Wärmedämmmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden haben wir bereits einen guten Anfang gemacht. Diesen Weg wollen wir konsequent weiter gehen und dadurch auch die Lebensqualität der Ebbser Bürger*innen weiter erhöhen.“
Ein langfristiges Ziel ist deshalb der Vollausbau von PV-Anlagen auf den Gemeindegebäuden. Ergänzend zum PV-Vollausbau soll eine Energiegemeinschaft gegründet werden, um den erzeugten Strom effizient nutzen zu können und zusätzlich Anreize für die Bevölkerung in Sachen PV-Ausbau zu schaffen. Darüber hinaus soll die E-Mobilität in den gemeindeeigenen Fuhrpark mit einem Carsharing Modell für Mitarbeiter*innen Einzug halten und zukünftig weiter ausgebaut werden.
Energieautonomie und lebenswerte Gemeinden
Auch wenn bereits viele erfolgreiche Projekte umgesetzt wurden, möchten sich die neuen Energiegemeinden nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. Das angestrebte Ziel ist die Energieautonomie.
Für die beiden Bürgermeister ist die Vision ihrer Gemeinden im Jahr 2050 klar: „Wir haben die Absicht, stetig am Ball der Zeit in Sachen Energieautonomie zu bleiben. 2050 möchten wir eine Vielzahl an erfolgreichen Projekten und Maßnahmen umgesetzt haben und damit unseren Teil zu TIROL 2050 energieautonom leisten. Darüber hinaus möchten wir als Vorbild für die Bewohner*innen dienen und mit gutem Beispiel vorangehen.“
Mit dieser Vision leisten die Gemeinden Reith und Ebbs einen maßgeblichen Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom und gehen mit gutem Beispiel voran.
„Seit über einem Vierteljahrhundert bietet das e5-Landesprogramm für energieeffiziente Gemeinden, ein in Europa einzigartiges Modell, Gemeinden eine umfassende Unterstützung auf ihrem Weg zur Energiewende und zum aktiven Klimaschutz. Es erfüllt uns mit Stolz, dass in Tirol mittlerweile 60 e5-Gemeinden mit ihren innovativen Projekten und ihrem Commitment eine Leuchtturmfunktion einnehmen und den Weg für eine effektive Energie- und Klimaschutzpolitik weisen. Es ist unser Wunsch, dass die e5-Gemeinschaft weiterhin Zuwachs erhält, da jede neue Gemeinde frischen Wind bringt und damit auch die etablierten e5-Gemeinden inspiriert und motiviert", betont Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, die Relevanz des e5-Programms.
e5-Gemeinden aktiv für eine lebenswerte Energiezukunft
Ziel des e5-Aktionsprogramms – Österreichs Bundes- und Landesprogramm für energiebewusste Gemeinden – ist es, Energieprozesse zu modernisieren, Energie effizienter und intelligenter zu nutzen und klimaschonende, erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen. Auch die Bürger*innen der jeweiligen Gemeinden sollen optimal in die Realisierung der jeweiligen Projekte eingebunden werden.
e5-Gemeinden ernennen Teamleiter*innen und Energiebeauftragte und arbeiten in e5-Teams an der strategischen Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele der Gemeinde. Bewertet werden die e5-Gemeinden ähnlich dem „Haubenpinzip“ bei Restaurants: Im Rahmen einer umfassenden externen Evaluierung werden die Gemeinden alle vier Jahre je nach Umsetzungsgrad der gesetzten Maßnahmen bewertet und von einer Fachjury unter Leitung der Energieagentur Tirol mit einem bis fünf e‘s ausgezeichnet.