Haiming und Sautens sind zwei von zehn Gemeinden, die dem e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden 2024 beigetreten sind. Insgesamt gibt es damit 60 e5-Gemeinden in Tirol. Am 23. Februar besuchte LHStv. Josef Geisler die Energiegemeinden und läutete gemeinsam mit den Bürgermeister*innen Michaela Ofner und Bernhard Gritsch den offiziellen Start des e5-Programms ein. Der Auftakt fand im Gemeindezentrum Haiming, einem von vielen Vorzeigeprojekten der beiden neuen e5-Gemeinden, statt.
Konsequenter Weg Richtung Energieautonomie
Klimaschutz und Energieautonomie werden in Haiming und Sautens im Rahmen der Klima- und Energiemodellregion (KEM Energiebündel Imst) seit vielen Jahren großgeschrieben und so konnten in der Vergangenheit bereits wegweisende Projekte umgesetzt werden. Der Istzustand der neuen e5-Gemeinden sowie die umgesetzten Projekte werden in der Zukunft über ein Audit unter Leitung der Energieagentur Tirol erfasst und die Gemeinden folglich mit einem bis fünf e’s zertifiziert.
LHStv. und Energielandesrat Josef Geisler zeigte sich bei seinem Besuch im Haiminger Gemeindezentrum beeindruckt:
„Mit Haiming und Sautens haben wir zwei Gemeinden, die den Weg Richtung Energieautonomie in der Vergangenheit eingeschlagen und seither konsequent beschritten haben. Dadurch gehen die beiden neuen e5-Gemeinden mit gutem Beispiel voran, nutzen die verfügbaren heimischen Energiequellen, steigern die Energieeffizienz und leisten so einen wichtigen Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom und zum Erreichen der Energie- und Klimawende. Wir freuen uns, Haiming und Sautens als neue Mitglieder in der e5-Familie begrüßen zu dürfen und sind auf die zukünftigen Umsetzungen der neuen Energiegemeinden gespannt“.
Projekte mit Vorzeigecharakter - Haiming
Haiming ist seit 2023 Klimabündnis Gemeinde und in der Vergangenheit konnten bereits zwei Tiroler Mobilitätssterne ergattert werden. Darüber hinaus gibt es in Haiming bis zu vier Mal im Jahr einen Klima-Stammtisch, bei welchem Themen rund um Klimaschutz und Energieeffizienz besprochen werden und an dem Interessierte teilnehmen können. So wurde ein Rahmen geschaffen, bei dem sich alle Bürger*innen beteiligen können. 2015 wurde mit dem Neubau des Gemeindeamtes ein deutliches Zeichen gesetzt. Es ist nicht nur mit einer Wärmepumpe, sondern auch mit einer PV-Anlage mit 82 kWp ausgestattet. Insgesamt ergibt die Gesamtleistung auf den Haiminger Gemeindegebäuden somit 310 kWp und auch ein Großteil der Straßenbeleuchtung wurde bereits auf klimafreundliches LED umgestellt. Der Ausbaugrad liegt mittlerweile bei 60 Prozent, eine weitere Umrüstung ist für 2024 geplant.
Schritt für Schritt Richtung Zukunft
Für Haimings Bürgermeisterin Michaela Ofner setzt dieser Weg die eingeschlagene Richtung konsequent fort. 2018 wurde bereits der Grundstein für mögliche Einsparpotenziale und erforderliche Sanierungsmaßnahmen im Energiebereich gelegt. In Kooperation mit der FH Kufstein wurde damals eine Energieverbrauchsanalyse für alle öffentlichen Gebäude umgesetzt und dadurch eine Datengrundlage geschaffen, auf welcher in Zukunft aufgebaut werden kann. Als erstes möchte der e5-Teamleiter Josef Kaserer gemeinsam mit seinem Team die Energiebuchhaltung auf den aktuellen Stand bringen und in Zukunft Schritt für Schritt optimieren. Auch das Thema Mobilität spielt eine zentrale Rolle, weshalb im Bereich von Schulen und Kindergärten verkehrsberuhigte Zonen entstehen und Tempo 30 eingeführt wird. Ein weiterer Schritt Richtung Energieautonomie ist die Teilnahme an einer Energiegemeinschaft, denn dass nur gemeinsam viel bewegt werden kann, ist in Haiming schon lange bekannt.
Starke Gemeinschaft in Haiming
Von der Teilnahme am e5-Programm erhofft sich Haiming neben der Optimierung der Energieverbräuche der gemeindeeigenen Gebäude vor allem kompetente Beratung und Begleitung auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten und ökologischen Gemeinde. Darüber hinaus sollen die Bürger*innen für die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz durch professionelle Kommunikation, Veranstaltungen und Vernetzungstreffen sensibilisiert werden. Die Beweggründe für den Beitritt zum e5-Programm waren neben dem Klimawandel und der daraus resultierenden Gründung der privaten Energiegemeinschaft „Autark“ auch das Ziel, den nächsten Generationen eine bewohnbare Erde zu hinterlassen. Gemeinsam mit den anderen e5-Gemeinden möchte die Bürgermeisterin mit ihrem e5-Team die Themen Klimawandel, Energieeffizienz und nachhaltige Mobilität als Bausteine für eine klimafitte Zukunft angehen.
Dabei betont Michaela Ofner:
„Ich freue mich sehr, dass nun auch die Gemeinde Haiming Teil des e5-Programms ist. Wir erhalten dadurch unter anderem wertvolle Tipps für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, Förderungen und allgemeine Informationen rund um das Thema Klimaschutz. Mein besonderer Dank gilt dem 9-köpfigen Haiminger e5-Team und dem Energiebeauftragten der Gemeinde für ihre ehrenamtliche Arbeit“.
Projekte mit Vorzeigecharakter in Sautens
Auch in Sautens konnten bereits im Vorfeld der Aufnahme ins e5-Programm zukunftsweisende Projekte umgesetzt werden. So wurde die Wohnanlage Sautens Dorfzentrum 2016 mit Klimaaktiv Silber und ein 2019 fertiggestelltes Mehrfamilienhaus bestehend aus zwei Baukörpern mit Klimaaktiv Gold zertifiziert. Der Energieverbrauch von allen kommunalen Gebäuden wird bereits seit mehreren Jahren genauestens erfasst und die Straßenbeleuchtung wurde bereits zu 100 Prozent auf LED umgestellt. Darüber hinaus ist das Dach des Schulhauses mit einer PV-Anlage mit 55 kWp ausgestattet und es gibt zwei öffentliche Ladestationen für E-Autos auf dem Sautener Gemeindegebiet.
Schritt für Schritt Richtung Zukunft
Für Bürgermeister Bernhard Gritsch stellt die regelmäßige Evaluierung über das e5-Audit die Weichen für die Zukunft – Sautens soll langfristig energieautonom werden. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist als nächster Schritt eine zusätzliche PV-Anlage auf dem Dach des Gemeindeamtes geplant. Diese soll ca. 73 kWp Leistung bringen und das unerschöpfliche und bisher noch wenig genutzte Potenzial der Sonne für Sautens nutzbar machen. Doch die Sonnenergie ist nicht die einzige heimische Energiequelle, die die neue e5-Gemeinde nutzen möchte. Neben dem Ausbau von Photovoltaik ist für die Zukunft eine neue Wasserfassung geplant, eventuell sogar mit einem kleinen Trinkwasserkraftwerk. Dafür wird momentan eine Potenzialanalyse durchgeführt, denn in Sautens sollen alle verfügbaren heimischen Ressourcen genutzt und vor allem keine Energie verschwendet werden. Dass dieses Vorhaben nur gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, wurde in der Gemeinde Sautens erkannt. Denn nur gemeinsam können große Ziele erreicht werden.
Gemeinsam ist vieles möglich in Sautens
Von der Teilnahme am e5-Programm erhofft sich Sautens, die vorhandenen heimischen Ressourcen und die daraus entstehende Energie effizienter und intelligenter nutzen zu können. Denn Ziel der Gemeinde ist es, klimaschonende und erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen und nachhaltige Mobilitätsangebote zu schaffen. Neben der zielgerichteten Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen steht für Sautens vor allem der Erfahrungsaustausch mit den anderen e5-Gemeinden im Fokus. Und auch eine bessere Aufgabenverteilung innerhalb der Gemeinde erhofft sich Sautens durch die klaren Strukturen des e5-Programms. Darüber hinaus sollen Projekte finanzierbar werden und eine gezielte Aufklärung über mögliche Förderungen stattfinden. Als Teil der e5-Familie freut sich Sautens vor allem darauf, von den strategischen und strukturellen Erfahrungen anderer zu lernen und generell am Puls der Zeit in Sachen energiepolitischer Entwicklungen zu sein.
Bürgermeister Bernhard Gritsch fasst zusammen:
„Als Bürgermeister der Gemeinde Sautens freut es mich sehr, künftig zu den e5-Gemeinden zu gehören. Die Umsetzungen werden sicherlich nicht einfach werden, da unser Gemeindebudget schon mehr als strapaziert ist. Wir möchten trotzdem energiebewusste Projekte in den Vordergrund stellen und unseren Teil zu einer fossilfreien Zukunft beitragen. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir die Unterstützung der Politik durch den Zugang zu passenden und sinnvollen Förderungsmöglichkeiten, denn nur so kann dieser Weg beschritten werden. Wir sind zuversichtlich, dass dies als Teil der e5-Familie gelingen wird“.
Energieautonomie und lebenswerte Gemeinden
Auch wenn bereits viele erfolgreiche Projekte umgesetzt wurden, möchten sich die neuen Energiegemeinden nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. Das angestrebte Ziel ist die Energieautonomie. Für die beiden Bürgermeister*innen ist die Vision ihrer Gemeinden im Jahr 2050 klar.
„Die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz sowie Energiesparen, klimafreundliches Bauen und nachhaltige Mobilität sollen im Jahr 2050 selbstverständlich und weitgehend umgesetzt sein. Das können wir nur mit den Gemeindebürger*innen schaffen und freuen uns, diesen Weg in Zukunft gemeinsam zu beschreiten. Denn nur gemeinsam sind wir stark und können ein klimafittes Morgen gestalten“. Mit dieser Vision leisten die Gemeinden Haiming und Sautens einen maßgeblichen Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom und gehen mit gutem Beispiel voran. „Das e5-Programm nimmt einen zentralen Stellenwert in der Energiewende ein. Wir freuen uns, dass es mittlerweile 60 e5-Gemeinden in Tirol gibt, die mit ihren Projekten und ihrem Engagement eine Vorbildfunktion für andere Gemeinden einnehmen und zeigen, was in Sachen Energieautonomie möglich ist. Wir hoffen, dass die e5-Familie in Zukunft weiterwächst, und wir viele engagierte Gemeinden wie Haiming und Sautens begrüßen können“, betont Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, die Relevanz des e5-Programms.
e5-Gemeinden aktiv für eine lebenswerte Energiezukunft
Ziel des e5-Aktionsprogramms – Österreichs Bundes- und Landesprogramm für energiebewusste Gemeinden – ist es, Energieprozesse zu modernisieren, Energie effizienter und intelligenter zu nutzen und klimaschonende, erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen. Auch die Bürger*innen der jeweiligen Gemeinden sollen optimal in die Realisierung der jeweiligen Projekte eingebunden werden.
e5-Gemeinden ernennen Energiebeauftragte und arbeiten im e5-Team an der strategischen Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele der Gemeinde. Bewertet werden die e5-Gemeinden ähnlich dem "Hauben Prinzip" bei Restaurants: Im Rahmen einer umfassenden externen Evaluierung werden die Gemeinden alle vier Jahre je nach Umsetzungsgrad der gesetzten Maßnahmen bewertet und von der Energieagentur Tirol mit einem bis fünf e‘s ausgezeichnet.