Die Klimalandesrätin LHStvin Ingrid Felipe betonte eingangs, dass diese Auswirkungen des Klimawandels für viele Teile der Bevölkerung vor allem aber Kinder und ältere Menschen eine große Herausforderung bedeute und hier dringender Handlungsbedarf bestehe.
Johannes Vergeiner Meteorologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Innsbruck machte in seinem Vortrag deutlich, dass uns der Klimawandel nicht bevorsteht, sondern bereits da ist. Die Statistiken zeigen seit den 80er Jahren eine eindeutige „systematische Anhäufung“ von über das Jahr gemittelt, erhöhten Temperaturen. Erschreckende Erkenntnis: Die gefürchtete +2 °C-Marke hat Tirol bereits überschritten und das aktuell wahrscheinlichste Szenario, geht in Tirol von einem Anstieg von +5 °C bis 2050 aus. Der Föhn wirkt sich in den kommenden Jahren deshalb ausnahmsweise positiv aus. Eine Durchlüftung der verbauten Gebiete sorgt bei Überhitzung nämlich für einen entsprechenden Luftaustausch und damit für die nötige Abkühlung.
Die Landschaftsplanerin Sabine Dessovic und Rosemarie Stangl, Leiterin des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau an der BOKU Wien waren sich in ihren Vorträgen einig: Es muss mehr grüne und blaue Infrastruktur geschaffen werden, egal ob am Gebäude oder im Außenraum. Die „Fassadenbegrünung“ allein sei nicht die Lösung gegen die Hitze. Es gilt den gesamten Kontext, quasi vom Großem ins Kleine zu betrachten, vom Stadt- und Landschaftsraum zum Quartier zum Haus. Zudem nannten beide neben dem Erhalt des grünen Bestandes, der hellen Gestaltung von Fassaden sowie Gehweg- und Straßenbelägen, die Entsiegelung als zentralen Aspekt gegen die Hitze. Dessovic schlägt zudem vor gefährdete Hitzeorte in einer städtebaulichen Analyse zu lokalisieren, um dann in Masterplänen und Flächenwidmungsplänen entsprechend entgegen zu steuern. Die derzeitige „graue Infrastruktur“ wie sie Stangl betitelt, finden wir nicht nur in Städten, sondern auch im ländlichen Raum und vor allem Gewerbegebieten. Die dort oftmals großen asphaltierten Parkplatzanlagen sollten ein Grün- und Wassermanagement erhalten. Dessovic geht dabei sogar ein Schritt weiter und fordert dort verpflichtende Dachbegrünungen.
Im Moment geht der Trend allerdings noch in die falsche Richtung. Österreich ist mit 4.000 bis 5.000 Hektar pro Jahr Europameister im Flächenverbrauch. Die Hälfte davon wird vollversiegelt. Dabei wäre die grüne Infrastruktur laut Stangl durchaus leistbar, wenn richtig geplant und umgesetzt. Entsprechende Fachleute und das Wissen dazu seien vorhanden, vor allem auch weil man aus Fehlern gelernt hat.
Einer dieser Fachmänner ist Volkmar Bleicher von Transsolar Energietechnik aus Stuttgart. Der Klimaingenieur beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen von Klima, Architektur und technischen Systemen, und betrachtet diese Aspekte stets in einem ganzheitlichen Designprozess. Kernziel dabei: Bevor mit technischen Anlagen wie Klimasystemen gekühlt wird, sollten alle passiven, natürlichen Kühlmaßnahmen gesetzt werden z. B. außenliegende Verschattung (Jalousien oder Bäume), eine natürliche Belüftung für die Nachtauskühlung, eine Gebäude- und Umgebungsbegrünung sowie blaue Infrastruktur am Gebäude und den Außenanlagen. Bleicher betont, dass dieser Strategie aufgrund steigender Außentemperaturen in den Sommermonaten zukünftig noch mehr Bedeutung zukommen wird. So wird der Einsatz von technischen Anlagen minimiert und wertvolle Energie gespart. Eines steht jedoch fest: Das Klima im und um ein Gebäude ist ganz individuell zu betrachten. Lokal gibt es verschiedenste Strahlungsteilnehmer, die beeinflussend wirken.
Fazit
Für die anwesenden ExpertInnen steht fest, dass es einer gesamthaften Herangehensweise bedarf. Es gilt nicht nur einzelne Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen zu betrachten. Um den Prognosen der Klimaerwärmung so gut es geht entgegenzuwirken sind von der Politik und Gesetzgebung über die planenden und ausführenden Firmen bis hin zu den Gemeinden und der Bevölkerung alle gefragt. Die Begrünung am Gebäude ist nicht die alleinige Lösung gegen die Hitze in Städten und Gebäuden. Es bedarf einer grünen und blauen Infrastruktur nicht nur am, sondern auch rund ums Gebäude. Dazu gehört:
- die grüne und blaue Planung der Außenanlagen,
- eine natürliche Durchlüftung von Quartieren,
- die grüne und blaue Gestaltung am und im Gebäude.