Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Tirol will darüber hinaus bis 2050 energieautonom werden, also übers Jahr betrachtet den gesamten Energiebedarf aus heimischen erneuerbaren Ressourcen decken. So behalten wir die Wertschöpfung im Land und machen uns unabhängig vom Import fossiler Energieträger. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir Energie einsparen und Erneuerbare ausbauen. Hinzu kommen die steigenden Energiepreise, die für Kopfzerbrechen sorgen – wie kann ich mir das alles leisten und was kann ich kurzfristig umsetzen, um Energie einzusparen? Energie einzusparen, hilft daher nicht nur langfristig, auch kurzfristig können wir mit wenigen Handgriffen Geld sparen.
„Vor allem bei unsanierten Gebäuden mit einem fossilen Heizsystem ist am meisten Einsparungspotenzial vorhanden“, ist Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, überzeugt und ergänzt: „Nehmen wir als Grundlage eine vierköpfige Familie, die in einem noch nicht sanierten 150 Quadratmeter großen Haus mit einer Ölheizung wohnt, können in Abhängigkeit vom aktuellen Rohstoff- und Energiepreis durchaus 1.500 Euro und mehr im Jahr eingespart werden. Bei einer vergleichbaren Familie, die in einem thermisch sanierten Gebäude mit einem neuen Heizsystem wohnt, fallen die Ersparnisse weit weniger aus.“
Die Energieagentur Tirol hat sich daher zwei Haushalte angesehen und die größten Einsparpotenziale ausfindig gemacht:
Familie Albrecht
Die vier wohnen in einem alten, noch nicht sanierten 150 Quadratmeter großen Haus mit einer Ölheizung und noch zehn alten Glühbirnen. Anna arbeitet 40 Stunden in der Woche, Michael halbtags, wenn die beiden Kinder Hanna und Johann in der Schule sind. Sie fahren einen zehn Jahre alten Kombi und besuchen viermal jährlich die Familie in Leipzig. Mit unseren Tipps spart sich die Familie bis zu 1.627 Euro jährlich.
Elmar und Katharina
Das Pärchen wohnt auf 55 Quadratmeter im mehrgeschossigen Altbau (insgesamt zehn Parteien) und hat noch fünf alte Glühbirnen in der Wohnung. Das Haus wurde oberflächlich saniert und verfügt über eine zentrale Gasheizung. Elmar und Katharina arbeiten jeweils 40 Stunden in der Woche. Sie besitzen zwei Kleinwagen, mit denen sie jeden Morgen in die Arbeit fahren. Mit unseren Tipps sparen sich die beiden bis zu 4.786 Euro jährlich.
Was kann kurzfristig gemacht werden?
Bring ein Innenthermometer an. Mit einem Innenthermometer bekommst du ein Gefühl für die Temperatur in deinem Zuhause und lernst dein Heizsystem kennen. Tirol hat bereits sehr viele Smart Meter, mit denen sich der Stromverbrauch pro Haushalt gut beobachten lässt. Führe darüber hinaus ein Energietagebuch und mach deinen Energieverbrauch sichtbar (Strom, Heizen, Warmwasserverbrauch). Ein bewusster Umgang führt oft automatisch zu Energieeinsparungen von ca. zehn Prozent.
Raumtemperatur absenken. Ein Grad Celsius weniger Raumtemperatur reduziert den Energieverbrauch um bis zu sechs Prozent. Familie Albrecht spart sich so 124 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 22 Euro im Jahr. *
Vorlauftemperatur des Heizsystems absenken. Das macht zwar das Heizen träger, spart jedoch Kosten und schont die Heizung. Es lohnt sich, die Heizung alle 24 Monate warten zu lassen, hier kann die Vorlauftemperatur und Heizkurve angepasst und dazu gleich die Heizung erklärt werden. Familie Albrecht spart sich so 103 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 18 Euro im Jahr. *
Thermostatventile verwenden. Diese schalten bei gewünschter Temperatur die Heizung automatisch ab. Familie Albrecht spart sich so 62 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 11 Euro im Jahr. *
Heizungs- und Warmwasserrohre sowie Armaturen im Heizraum dämmen. Keine Maßnahme amortisiert sich schneller und kann darüber hinaus selbst durchgeführt werden – wenn dämmen, dann 3/3-Dämmung. Familie Albrecht spart sich so 207 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 16 Euro im Jahr. *
Heizungspumpen pauschal um eine Stufe zurückdrehen oder auf eine Hocheffizienzpumpe umsteigen. Familie Albrecht spart sich so 11 Euro im Jahr. Elmar und Katharina fünf Euro im Jahr. *
Heizen mit der Sonne – vor allem im Winter. Fenster keinesfalls abschatten, sondern alle Energie, die die Sonne liefert, ins Gebäude lassen. Familie Albrecht spart sich so 47 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 18 Euro im Jahr. *
Maximal fünf Minuten Stoß- oder Querlüften. Permanentes Kipplüften eines Raumes im Winter führt zu 20 Prozent Heizenergieverlusten. Familie Albrecht spart sich so 34 Euro im Jahr. Elmar und Katharina 16 Euro im Jahr. *
Stelle deinen Warmwasserspeicher im Einfamilienhaus auf 55 °C. Da Rohrsysteme in Mehrfamilienhäuser anfälliger für Verkeimungen sind, sollte die Speichertemperatur hier nicht unter 60 °C liegen – aber auch nicht wesentlich darüber. Familie Albrecht spart sich so 20 Euro im Jahr. Elmar und Katharina sieben Euro im Jahr. *
Wasserspar-Duschkopf oder -Dichtung nutzen. Der ideale Wasserdurchfluss beträgt zwischen sechs bis acht Liter pro Minute. Oft haben alte Duschköpfe noch einen Durchfluss von zehn Liter pro Minute. Familie Albrecht mit vier Personen spart sich so 357 Euro im Jahr für Warmwasserbereitung, Wasser und Kanal. Elmar und Katharina 156 Euro im Jahr. *
Verkürze deine Duschzeit. Täglich eine Minute kürzer duschen spart 30 Euro pro Person im Jahr. Nach dem Austausch der Duschköpfe verkürzen die Familien noch geringfügig ihre Duschzeit. Familie Albrecht mit vier Personen spart sich so 104 Euro im Jahr für Warmwasserbereitung, Wasser und Kanal. Elmar und Katharina 45 Euro im Jahr. *
Warmwasserzirkulationssystem im Einfamilienhaus mit einer Zeitschaltuhr betreiben. Das spart Pumpstrom aber auch Energie. Es muss aber aus Hygienegründen mindestens einmal pro Tag für 15 Minuten laufen. Familie Albrecht spart sich so 196 Euro im Jahr. *
ECO nutzen. Mit Sparprogrammen bei Geschirrspüler, Waschmaschinen und Trockner kann einiges an Energie und Wasser gespart werden. Familie Albrecht spart sich so 56 Euro im Jahr. Elmar und Katharina sparen sich so 44 Euro im Jahr. *
Auf LED umstellen. Dort, wo noch nicht geschehen, besonders bei Lichtpunkten, die viele Stunden pro Tag in Betrieb sind. So können bis zu 17 Euro pro Lampe im Jahr gespart werden. *
Öffis nutzen und Fahrgemeinschaften bilden. Elmar verzichtet komplett auf seinen Kleinwagen und fährt mit dem VVT – Jahresticket die 25 km zu seiner Arbeitsstelle. Damit erspart er sich abzüglich der Kosten für das Ticket 4.182 Euro pro Jahr. *
Tempo raus beim Autofahren. Bei 100 anstelle von 130 km/h kommt Familie Albrecht zwar 1 ½ Stunden später in Leipzig an, sparen im Jahr bei vier Fahrten jedoch 85 Liter Benzin und somit fast 128 Euro. *
Regelmäßig Reifendruck überprüfen. Regelmäßig speziell nach dem Reifenwechsel und vor langen Autofahrten den Reifendruck überprüfen und anpassen. Schon ein Fülldruck von etwa 0,4 bar unter dem Sollwert erhöht den Verschleiß und sorgt für einen Mehrverbrauch. Katharina kann aktuell nicht auf ihr Auto verzichten und erspart sich durch den korrekten Reifendruck am täglichen Arbeitsweg (60 km) gut 102 Liter Benzin und somit 155 Euro. *
Was kann darüber hinaus gemacht werden?
Gerade im Gebäudebereich wird der größte Anteil unserer Energie verbraucht, daher sollen die Gebäude in Tirol um rund 20 Prozent effizienter werden. In der Raumwärme haben wir bereits jetzt in 9 von 10 Fällen alltagstaugliche und kostengünstige Lösungen abseits von Öl und Gas.
Ein thermisch saniertes Gebäude verbraucht 50 bis 75 Prozent weniger Energie. So lässt sich bereits unabhängig vom Energieträger eine erhebliche Menge Energie und somit jährliche Heizkosten einsparen - und für den Heizungstausch kann wertvolle Zeit gewonnen werden. Leider wird selten bedacht, dass gedämmte Gebäude wesentlich kleinere und somit günstigere Heizungsanlagen benötigen. Im Idealfall gehören also thermische Sanierung und Heizungstausch zusammen.