In Zeiten von großen Veränderungen am Arbeitsmarkt kann die Berufswahl für junge Erwachsene herausfordernd sein. Doch es gibt sie, die Berufe mit Zukunft. Denn für das Gelingen der Energie- und Klimawende braucht es vor allem eines - gut ausgebildete Fachkräfte. Berufe mit Relevanz für die Energiewende bieten vielfältige Karrieremöglichkeiten, hervorragende Berufsaussichten und eine oftmals überdurchschnittliche Entlohnung. In Tirol steht Interessierten ein breites Ausbildungsangebot zur Verfügung.
Energieberufe auf dem Vormarsch
Von Jobs in der Solar-, Wind- und Wasserindustrie über öffentlichen Verkehr, nachhaltiges Bauen und Sanieren oder Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energietechnik – die Einsatzbereiche sind vielfältig. Nach Ende der Pflichtschule stehen jungen Erwachsenen unterschiedliche Wege offen. Lehrberufe bieten dabei einen direkten Einstieg in die Praxis. Ein Blick in die aktuelle Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Tirol zeigt, dass 2023 mit über 2.100 von knapp 10.300 Lehrlingen mehr als 21 Prozent der Lehrberufe in Tirol Jobs mit Relevanz für die Energiewende sind. 2019 lag dieser Wert noch bei ungefähr 17 Prozent, Tendenz steigend.
Die Fachgruppengeschäftsführerin der WK Tirol, Eva Maria Stotter, betont: „Im Bereich der Elektrotechnik sehen wir steigende Zahlen. Dieser Trend ist erfreulich, doch um bis 2050 unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, braucht es viele weitere motivierte Expertinnen und Experten, die sich für Berufe im Energiebereich begeistern. Besonders in den Bereichen Gas-, Wasser- und Heizungsinstallationen werden weiterhin Lehrlinge gesucht. Die WK Tirol fördert die vielfältigen Ausbildungsangebote in Tirol, um auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein.“
Schlüsselrolle für die Energiewende
Besondere Relevanz für die Energiewende hat der Gebäudesektor wie Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, betont:
„Über 50 Prozent des Energieverbrauchs in Tirol ist dem Gebäudebereich zuzuschreiben. Um das vorhandene Einsparpotenzial zu nutzen, müssen Gebäude möglichst effizient gestaltet und heimische und erneuerbare Energieträger optimal eingesetzt werden. Dazu braucht es in den kommenden Jahren eine Vielzahl an gut ausgebildeten Fachkräften, die eine Schlüsselrolle zum Gelingen der Energiewende und für die Ziele von TIROL 2050 energieautonom einnehmen.“
Neben dem direkten Weg in die Praxis über eine Lehre gibt es an einigen Höheren Technischen Lehranstalten in Tirol die Möglichkeit, entsprechende Energieschwerpunkte zu wählen. Ein breites Angebot für Interessierte bieten unter anderem die HTLs Jenbach, Imst, Trenkwalderstraße und Anichstraße in Innsbruck. Darüber hinaus gibt es entsprechende Studiengänge an der Universität Innsbruck und der FH Kufstein und auch für Quereinsteiger*innen und Personen auf dem zweiten Bildungsweg gibt es Möglichkeiten.
Viele Wege führen zum Beruf mit Zukunft
Wie vielfältig Energieberufe sind, zeigen die Geschichten von vier jungen Tiroler*innen. Eine von ihnen ist die Installateurmeisterin Julia Kirchner, die neben ihrer Lehre nicht nur die Matura nachholte, sondern anschließend auch die Meisterprüfung absolvierte. Heute ist die Installations- und Gebäudetechnikerin bei einem Haustechnikbetrieb in Durchholzen und neben Umbauprojekten hauptsächlich im Kundenservice tätig. Hier ist die Installateurmeisterin die erste Ansprechpartnerin für haustechnische Notfälle aller Art. Für sie zeigt der Trend klar in eine Richtung:
„Besonders wenn das alte Heizsystem defekt ist, fangen viele Menschen an umzudenken und wollen energieeffizient heizen, da es enorme Kosten sparen kann. Dabei spielt nicht nur das Heizsystem an sich eine Rolle, sondern auch Fenster, Türen und Dämmung sind relevant.“
Während bei Julia ausführende Tätigkeiten im Vordergrund stehen, hat es Sarah Thaler auf die planerische Seite gezogen. Als Gebäudetechnikerin arbeitet sie neben ihrem Studium in einem Ingenieurbüro in Schwoich. Dort ist sie für die technische Planung von Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Sanitärtechnikkomponenten zuständig und entwickelt individuelle Lösungen für deren technische Integration in Bestandsgebäude und Neubauten.
„Stolz bin ich darauf, dass wir in unserer Branche einen wesentlichen Beitrag zur Lösung eines der drängendsten Themen unserer Zeit, der Energie- und Klimawende leisten können“, erklärt Sarah.
Ein frühzeitiges Praktikum gab ihr wichtige Einblicke in die Praxis und war ein entscheidender Baustein für eine wohlüberlegte Entscheidung für ihre berufliche Zukunft. Das Fundament für ihren Werdegang legte sie mit dem Schwerpunkt „Energie- und Gebäudetechnik“ an der HTL Jenbach, wo sie nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern auch ein breites, technisches Wissen auf ihren Weg mitgenommen hat.
Eine HTL-Ausbildung war ebenfalls ein wichtiger Schritt in den beruflichen Laufbahnen von Matti Schneider und Nora Mann. Beide besuchten das Bautechnik-Kolleg der HTL Imst, Matti nach seiner Lehre zum Zimmereitechniker, Nora nach der Matura an einem Oberstufengymnasium. Die am Bautechnik-Kolleg erlernten Inhalte finden in ihren heutigen Berufen in der Holzbranche Anwendung. Matti Schneider ist Projektleiter bei einer Holzbaufirma in Polling, wo er für die Ausführungsplanung und Arbeitsvorbereitung von Holzbauprojekten zuständig ist.
Er betont: „Für die Energie- und Klimawende braucht es Fachkräfte, die konstant am aktuellen Stand sind, die sich mit der Technik auseinandersetzen und diese auch anwenden können.“
Neueinsteiger*innen rät er, sich auch an neue Energieberufe heranzuwagen. Der vertiefende Schwerpunkt auf Holzbau als Teil des Bautechnik-Kolleg erwies sich für Nora als „Quereinsteigerin“ als Glücksfall für ihren heutigen Beruf. Als Technikerin ist sie bei einer Firma in Innsbruck tätig, die sich auf den Bau von Holzhäusern spezialisiert hat. Neben planerischen Aufgaben in der Polier- und Detailplanung erstellt sie auch Energieausweise für Gebäude:
„Das ist besonders spannend, da Planung und Energieausweis sich wechselseitig beeinflussen und so optimiert werden können.“
Dabei ist vernetztes Denken gefragt – eine Notwendigkeit für die Berufsbilder von allen Vieren. Besondere Freude bereitet ihnen die Abwechslung und Vielseitigkeit in ihren Berufsalltagen und dass es jeden Tag etwas Neues zu lernen gibt. Abschließend sind sich Julia, Sarah, Matti und Nora einig:
„Da Nachhaltigkeit und Energieeffizienz immer wichtiger werden, sind gut ausgebildete Fachkräfte in diesem Bereich gefragter denn je. Neben den hervorragenden Berufsaussichten und der attraktiven Entlohnung tragen wir mit unserer Arbeit tagtäglich zu einer lebenswerten Zukunft bei. Wer Interesse an Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit hat, für den sind Berufe im Energiebereich genau richtig.“
Und die Damen in der Runde fügen hinzu:
„Wir möchten besonders junge Frauen für technische Berufe motivieren, denn sie bieten vielfältige Möglichkeiten für alle, die individuellen Stärken und Fähigkeiten einzusetzen.“